Die Ruhe selbst

Das diesjährige Plätzchenbacken ging einher mit Staunen über mich selbst: So seelenruhig habe ich die Weihnachtsbäckerei wahrscheinlich noch nie erledigt. Keine Ausraster. Keine Verzweiflung. Kein Wutanfall und keine Teigklumpen, die in den Mülleimer gefeuert werden.

Ich habe nur eine Erklärung dafür: Der Kurs aus dem vergangenen Jahr wirkt immer noch nach! 

Bei meinem damaligen Ausflug in den Odenwald wurde mir ja eine relativ entspannte Haltung zur Herstellung von Plätzchen vermittelt. Muss alles nicht so gerade und gleichmäßig aussehen, hieß es. Muss auch nicht aus so vielen einzelnen Komponenten bestehen. Muss sowieso überhaupt gar nichts.

Und diese Ansagen haben offenbar anhaltende Wirkung bei mir. Ich habe erst gar nicht versucht, alle einschlägigen Novemberausgaben von Koch- und Backmagazinen zu scannen, um die neuesten Trends, den letzten Clou und die abgefahrendsten Variationen für 2018 herauszufinden. 

Stattdessen habe ich als erstes mal eine Portion ganz einfachen Knetteig hergestellt. Wie damals gelernt, Butter, Zucker, Mehl. Ausgerollt, mit Eigelb bestrichen, mit Streuseln bestreut und in simplen Rechtecken und Rauten ausgeschnitten. Letztere sind natürlich keine schönen Rauten geworden – war mir aber komplett egal.

Schmecken nämlich.

Es folgten Vanille-Tonka-Kipferl, in deren Teig eine Prise Kurkuma kommt und die dadurch herrlich gelblich werden. Das ist aber auch schon so ziemlich die verrückteste Zutat gewesen dieses Jahr. 

Schmecken auch!

Spitzbuben kamen ziemlich am Schluss – die müssen sein, weil sie seit Kindertagen meine allerliebsten Lieblingsplätzchen sind. 

Der Familie zuliebe haben der Mann und ich auch noch Nougatstangen durch die Presse gestopft – die allerliebsten Lieblingsplätzchen aller anderen um mich herum. 

So richtig kreativ bin ich nur bei diesen hier geworden:

Ich nenne sie Salzkaramell-Knöpfle. Im Ursprung handelte es sich um ein Rezept, bei dem Lemon Curd in den Teig und später in die mittige Vertiefung kommt. Ich hatte aber kein Lemon Curd, wollte auch keines kochen und überhaupt sind diese Zitrusgeschichten nachher immer die, die übrig bleiben. Jedenfalls in meiner Umgebung.

Was ich aber hatte, war selbstgemachte Karamellsoße. Gesalzene Karamellsoße. Das Experiment ging gut: In den Teig gerührt, in die Vertiefung gefüllt – Bingo. Die meisten davon waren zwar kurz vor Ende der Backzeit vor dem Auseinanderreißen und wurden gerade noch so von mir gerettet. Das Ergebnis ist aber derart, dass mir verboten wurde, überhaupt welche davon an irgend jemanden außerhalb der Wohnung zu verteilen. 

Mussten alle im Haus bleiben und nur sehr heimlich habe ich drei, vier Stück an Auserwählte verteilt. Das ist jetzt eigentlich gar nicht sehr weihnachtlich und freigiebig gehandelt.

Aber auch das regt mich nicht auf. 

Ein Gedanke zu “Die Ruhe selbst

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